Silberner Beistelltisch
Ulbrich, Urs Amadeus
Die Tischplatte des silbernen Beistelltischs von Urs Amadeus Ulbrich besteht aus vielen hundert Einzelteilen, die er zu einer Stirnholzoberfläche verleimt, anschließend gebürstet, geflämmt und lackiert hat. Die reiche Strukturierung der Oberfläche verleiht dem Tisch trotz seiner klassischen Form einen außergewöhnlichen Charakter. Tische in dieser Art produziert Ulbrich seit 2009. Die Idee dazu kam ihm bei dem Bau eines aufwändigen Displaysystems für die Ausstellung „Wo ist der Wind, wenn er nicht weht? – Politische Bildergeschichten von Albrecht Dürer bis Art Spiegelman“ im Hamburger Kunstverein, für das er viele hundert Schnitte durch Fichtenholz machte. Dabei fielen ihm die spannenden Muster in der Maserung auf und es entstand die Idee diese zu einer Oberfläche zu verarbeiten. Für Tische hat Ulbrich sich entschieden, da sie einen zentralen Punkt im Haus darstellen: An ihnen wird gegessen, gearbeitet und kommuniziert, an ihnen nimmt das Leben Platz.
Im Rahmen des von Jan Holtmann initiierten Projekts „Arbeitsform: ROCHADE“ hat der Bühnenbildner Urs Amadeus Ulbrich die Architektur des Wartesaals konzipiert und realisiert. Im historischen Wartesaal aus dem 19. Jahrhundert, in dem sonst die Ausstellungen des Kunstvereins zu sehen sind, richtete er als Rückzugsort für die Reisenden einen japanischen Steingarten im Kare-san-sui-Stil ein. Was die Räume des historischen und des neu gestalteten Wartesaals eint, ist das Aufgreifen von „Exotismus“. Als Ort der Entschleunigung und Meditation stand der Zen-Garten in einem deutlichen Kontrast zur lauten und ruhelosen Umgebung des Harburger Bahnhofs. Mit dem Betreten des formal reduzierten Raums war es den Reisenden möglich, Lärm und Hektik des Bahnhofs hinter sich zu lassen. Die zeitgenössische Interpretation des Wartesaals von Urs Amadeus Ulbrich machte es möglich das Warten zu zelebrieren, anstatt es als lästiges Übel zu betrachten.