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Der ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik geht an Noemi Y. Molitor

Der ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik geht an Noemi Y. Molitor


Berlin / Köln 16. September 2025

Die ADKV lobte den Preis für Kunstkritik in Höhe von 5000 Euro erstmals 1999 aus und vergibt in seit 2006 in Kooperation mit der ART COLOGNE. Wir danken der ART COLOGNE herzlich!:
Die Auszeichnung würdigt das Engagement frei arbeitender Kunstkritiker*innen, die sich in der Fach- und Tagespresse oder in anderen Medien mit zeitgenössischer Kunst und ihrem sozialen Kontext auseinandersetzen. Der ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik hat sich zu einer im gesamten deutschsprachigen Raum beachteten Auszeichnung entwickelt.


Mit der Veränderung der Presselandschaft hin zur kostengünstigen Zusammenlegung von Redaktionen ist besonders im Bereich Kunstkritik in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche Reduktion der Berichterstattung zu verzeichnen. Damit verlorene viele freie Kritiker*innen die Möglichkeit zu publizieren und ihre ökonomische Grundlage. Auch Reisekosten wurden drastisch gekürzt. Die Konzentration auf Ausstellungshäuser in den Metropolgebieten und im Kunstbetrieb bereits durchgesetzte Namen dominiert die überregionale Berichterstattung. In den regionalen Tageszeitungen sind  leider kaum noch differenzierte Ausstellungsbesprechungen der ansässigen Ausstellungsorte zu lesen.

Gerade die Kunstvereine mit ihrem Schwerpunkt in der Produktion zeitgenössischer Kunst sind auf einen Kulturjournalismus angewiesen, der eigenständige Qualitätskriterien und innovative Textformen entwickelt und beschreibt.  Im Interesse von Künstler*innen und Kunstvereinen markiert der ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik einen Beitrag zur Stärkung eines qualitätvollen Kulturjournalismus.

Jury Mitglieder 2025

Martin Conrads (Berlin)
Gürsoy Doğtaş (München),
Annekathrin Kohout (Leipzig),
Eva Kraus (Bonn),
Vanessa Joan Müller (Wien)



Begründung der Jury

Noemi Y. Molitor hat sich in den vergangenen Jahren als eine wichtige eigenständige Stimme der deutschsprachigen Kunstkritik etabliert. Ihre Texte vereinen präzise formale Analyse, kulturwissenschaftliche Tiefenschärfe und ein ausgeprägtes Gespür für politische Kontexte. Diese Verbindung wird durch eine seltene Mehrfachqualifikation möglich: Molitor promovierte am Department of Women’s, Gender, and Sexuality Studies der Emory University (USA) und arbeitet parallel zu ihrer Autor*innentätigkeit als bildende Künstler*in in den Bereichen Malerei, Installation und Comic. Dadurch hat sie gleichermaßen Einblick in die Produktions-, Rezeptions- und Diskursebenen und führt diese unterschiedlichen Perspektiven stringent zusammen.


Molitors Stil balanciert zwischen begrifflicher Genauigkeit und anschaulicher Sprache. Sie verknüpft in ihren vielseitigen Textformen formale Bildanalyse mit feministischer Theorie oder reflektiert die Exilperspektive von Künstler*innen. Dadurch wird immer wieder deutlich, dass Kritik für Molitor nicht nur die Vermittlung von Expertise bedeutet, sondern auch eine literarische Praxis darstellt, die Leser*innen komplexe Erfahrungsräume öffnet. Auch in journalistischen Beiträgen oder längeren Essays verschränkt sie mühelos unterschiedliche Genres, wie Materialästhetik, Postkolonialismus oder Queer Theory, ohne den ästhetischen Wert eines Werks aus dem Blick zu verlieren.

Diese Herangehensweise entspricht dem Verständnis zeitgenössischer verantwortungsbewusster Kunstkritik: Sie bewertet nicht isoliert, sondern verortet Kunst in ihren jeweiligen sozialen Gefügen. Dabei wahrt Molitor stets eine Haltung der Solidarität mit marginalisierten Positionen – sei es, wenn sie über Solidarität und Selbstbehauptung in der queeren Community oder über die Tradition Schwarzer experimenteller Poesie schreibt, sei es, wenn sie die Bewegung für die Missing and Murdered Indigenous Women and Girls in Kanada und den USA kontextualisiert oder das koloniale Erbe der Modeindustrie aufzeigt, wie in Ihrer Ausstellungsbesprechung „Das Material der Desidentifikation“ zu Juan Carlos Escobedo.

In ihren Publikationen demonstriert Molitor eine außerordentliche Bandbreite: Über die Tages- und Wochenpresse etwa macht sie kunstkritische Fragen einem breiten Publikum zugänglich. In fachspezifischen Veröffentlichungen und Szenemagazinen beweist sie wiederum, kunstwissenschaftliche Tiefenanalyse mit feuilletonistischer Lesbarkeit verbinden zu können. Auch ihre Beiträge in Ausstellungskatalogen zeigen, dass sie kritische Perspektiven direkt im kuratorischen Diskurs verankern kann.


Die Jury hat sich einstimmig für Noemi Y. Molitor als Preisträgerin des ADKV-ART COLOGNE Preises für Kunstkritik 2025 ausgesprochen, weil ihre Themenvielfalt, ihre multiperspektivische Reflexion unterschiedlicher Kunstsparten und Kontexte sowie ihre abwechslungsreiche Form der Ausdrucksmittel überzeugen.

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ezeichent Martin Conrads, Gürsoy Doğtaş, Annekathrin Kohout, Eva Kraus, Vanessa Joan Müller



In diesem Jahr wird erstmals ein Portrait Reel der Preisträgerin von der ART COLOGNE produziert und auf den Websiten und Social Media Accounts der Kooperationspartnerinnen publiziert.  

Die ADKV dankt der ART COLOGNE sehr herzlich für die finanzielle wie ideelle Unterstützung, ohne die die Vergabe des Preises nicht möglich wäre. 



Bisherige Preisträger*innen: Martin Conrads (2024), Oliver Koerner von Gustorf (2023), Magdalena Kröner (2022); Noemi Smolik (2020); Antje Stahl (2019); Radek Krolczyk (2018); Kito Nedo (2017); Jörg Scheller (2016); Stefan Kobel (2015); Barbara Buchmaier und Christine Woditschka (2014); Astrid Mania (2013); Kolja Reichert (2012); Jens Kastner (2011); Jennifer Allen (2009); Rudolf Schmitz (2008); Ludwig Seyfarth (2007); Catrin Lorch (2006); Dominic Eichler (2005); Gregory Williams (2004); Raimar Stange (2003); Renate Puvogel (2002); Jan Verwoert (2001); Stefan Römer (2000) und Hans-Christian Dany (1999).


Pressekontakt:  

Geschäftsführerin Janett Dörr
doerr [at] kunstvereine.de

ADKV Geschäftsstelle  
Berlin Lützowplatz 9  
D-10785 Berlin  
+49 30 611 07 550