Kulturrat NRW zum Beitrag "Freiheit der Kunst" von Wolfram Weimer

Der Kulturrat Nordrhein Westfalen verabschiedete bei der Mitgliederversammlung am 18.6.2025 folgende Stellungnahme:
Erklärung zum Beitrag „Freiheit der Kunst“ von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer
„Wolfram Weimer beschwört in der Süddeutschen Zeitung vom 5.6.2025 die Freiheit der Kunst – ein Anliegen, dem man sich uneingeschränkt anschließen möchte. Doch hinterlässt sein Text ein Unbehagen. Denn er verengt genau jenen Diskursraum, den er zu weiten vorgibt.
Indem er linke Identitätsbewegungen, feministische Kritik oder postkoloniale Perspektiven als „Tugendterror“, „Empörungskultur“ und „jakobinischen Bildersturm“ karikiert, bedient der neue Kulturstaatsminister den von ihm beklagten Kulturkampf.
Die Gleichsetzung von linker Kritik und rechter Repression im Sinne einer „Hufeisentheorie“ ist politisch fahrlässig. Während zivilgesellschaftliche Bewegungen um Teilhabe und Sichtbarkeit ringen, setzen autoritäre Regime auf Zensur, Kontrolle und Abschottung. Diese Unterschiede zu verwischen heißt, das demokratische Ringen um kulturelle Teilhabe mit dem autoritären Zugriff zu verwechseln.
Öffentliche Kulturförderung sollte auch nicht als Mäzenatentum verstanden werden. Was im Bereich des privaten Engagements hoch einzuschätzen ist, bekommt als Konzept staatlichen Handelns doch etwas sehr Paternalistisches. Kulturförderung ist eine Investition in unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Als Kulturrat NRW wissen wir um die Komplexität kultureller Debatten. Wir erleben täglich, wie Kunst Freiheit braucht, gerade in Form von (Frei-)Räumen, Förderung und Schutz. Diese Räume benötigen besonders jene, die nicht zur „Mitte“ gehören. Die „Mitte“ wird damit nicht bedroht, sondern gewinnt an Perspektiven und Vielfalt. Ein solches Konzept kultureller und damit auch gesellschaftlicher Diversität möchten wir nicht in Frage gestellt sehen. Grenze darf hier allein die Rechtsstaatlichkeit und unsere Verfassung sein. Eine liberale Kulturpolitik darf nicht marginalisieren. Freiheit lebt von Vielfalt.“
Vorausgegagnen war eine Debatte um die Freiheit der Kunst in der Süddeutschen Zeitung, die Beiträge dürfen wir hier nicht veröffentlichen, links zu den Beiträgen befinden sich an den gekennzeichneten Stellen.
Gastbeitrag Kulturstaatsminister Wolfram Weimer:
Verteidigt die Freiheit
vom 4.6.2025 online Ausgabe link hier
Replik:
Gastbeitrag von Sven Lehmann:
Kultur braucht Vielfalt – und klare Haltung
vom 7.6.2025 online Ausgabe link hier