Formation
Jakob Kolding
Zentraler Aspekt des Werks von Jakob Kolding (*1972 in Albertslund, Dänemark, lebt und arbeitet in Berlin) ist die Collage als Methode zum Aufbrechen etablierter Hierarchien und Interpretationen und zur Findung neuer, weniger eindeutiger und leicht zu definierender Positionen. Mit einem sich aus verschiedensten Quellen speisenden visuellen Lexikon – einem persönlichen Vokabular aus bildender Kunst, Literatur, Musik und Theater – stellen die Arbeiten subjektive Lesarten und assoziative Erzählungen zur Diskussion, die Identität als etwas erkunden, das in einem unablässigen Dialog zwischen Gesellschaft und Individuum entsteht. Den neueren Arbeiten liegt ein erweiterter Collagebegriff zugrunde, der den Ausstellungsraum selbst miteinschließt; die großräumigen Installationen sind eine Art räumlicher Collage, in der die Besucher*innen zu einem Teil des Werks werden.
In diesem Jahr war Kolding Teil der Gruppenausstellung Political Affairs - Language Is Not Innocent. Der Siebdruck, der exklusiv für das Jahresgabenprogramm des Kunstverein in Hamburg entstanden ist, zeigt die Silhouette eines Oberkörpers und eines vermummten Kopfes. Unter dem Titel Formation spielt das Werk mit der doppelten Bedeutung der Formation einer persönlichen Identität und einer größeren Gruppe von Menschen, die zusammenkommen. Der Körper in Bewegung scheint sich gerade selbst zusammenzusetzen. Die Figur suggeriert, dass eine persönliche Identität aus verschiedenen Teilen gebildet wird, anstatt als isoliertes Ganzes zu existieren, oder vielleicht ein größerer Teil von Menschen, die als eine Gruppe zusammenkommen, die eine gemeinsame soziale oder politische Identität bildet, wie zum Beispiel im Moment einer Demonstration.