HONK IF YOU'RE LONELY 2021
Saydam, Elif
In ihrer Einzelausstellung im Kunstverein Harburger Bahnhof widmete sich Elif Saydam der Beziehung zwischen sozialen Kategorien und der Konstruktion von Geschmack.
Ausgehend von Erzählungen und Ornamenten warf Saydam Fragen nach dem Wert von Arbeit, nach Identifikationsimpulsen und sozialer Durchlässigkeit auf. Auf tiefgründige und humorvolle Weise ging sie den Verbindungen zwischen ästhetischen und sozialen Widersprüchen und deren grenzüberschreitenden Potenzialen nach.
Für die Jahresgaben 2021 hat Saydam drei Bumper Sticker entworfen – Aufkleber, die üblicherweise am Heck von Autos kleben und dort nonverbale Botschaften an die anderen Verkehrsteilnehmer:innen verbreiten. Das können religiöse, politische, humorvolle oder auch werbende sein; Zugehörigkeiten zu Sportfanclubs oder einfach Werbung. In den USA sind sie insbesondere in Wahljahren weit verbreitet. Neben ihrem Inhalt kommunizieren die Sticker über ihr Design auch Informationen über Geschmack und Klassenzugehörigkeit. Saydam verbreitet mit dieser Jahresgabe zum klassischen Tankstellenpreis von 9,99€ ihre ganz eigenen Ideen. Die Sticker BREMS DICH der Himmel kann warten und HONK IF YOU'RE LONELY 2021 nehmen explizit Bezug auf das Autofahren, stumpfe Flirtversuche und das Cruising. Der Aufkleber mit der Aufschrift Rich Dad Poor Dad hingegen adaptiert den Titel des Bestseller-Romans von Robert T. Kiyosaki, ein zweifelhafter Ratgeber der zu finanziellem Reichtum verhelfen soll. Das Geheimnis sei ein einfacher Trick und zwar nicht für Geld zu arbeiten, sondern das Geld selbst arbeiten zu lassen.
Elif Saydam (lebt in Berlin) widmet sich in ihrer erweiterten malerischen Praxis der Beziehung zwischen sozialen Kategorien und der Konstruktion von Geschmack. Saydam studierte in Montréal, Kanada und Frankfurt am Main. Ihre Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem in der Kunsthalle Bern, Schweiz (2021), Tanya Leighton, Berlin (2020), Galerie Rüdiger Schöttle, München (2020), KunstWerke, Berlin (2018), Kunstverein Nürnberg - Albrecht Dürer Gesellschaft, Nürnberg (2016) und MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (2016). Saydam hat auch an verschiedenen Radio- und Performance-Produktionen mitgewirkt und 2018 gemeinsam mit Vera Palme den Roman Desecration of Descent (Broken Dimanche Press) verfasst.