Jahresgabe

Ohne Titel

Junghans, Tilman

Für die Wände des Abyssals in der Bar des Kunstvereins hat Tilman Junghans eine Wandinstallation mit gestrickten Stoffstücken angefertigt, die wir nun einzeln als Jahresgaben anbieten. Die zweifarbigen Schals haben dezente, abstrakt wirkende Muster. Als Vorlage für die drei hellen, beigefarbenen Paneele dienten mikroskopische Aufnahmen von Plankter. Die pflanzlichen und tierischen Kleinstlebewesen gelten als Voraussetzung für das Leben im Meer. Für das menschliche Auge sind sie unsichtbar - außer in ihrer Masse, wenn sie sich im Frühjahr unter den richtigen klimatischen und nährstofflichen Bedingungen vermehren. Aus dem Weltall betrachtet erinnert die Planktonblüte im Nordpolarmeer an eine Malerei. Satellitenaufnahmen von diesem Naturereignis dienten Junghans als Vorlage für die sechs dunklen Schals. Die Aufnahmen übersetzte er zur Steuerung seiner Heimstrickmaschine in binäre Bilder in Form von Lochkarten. Diese sogenannte Jaquardtechnik verwendet Junghans häufig in seinen Arbeiten. An den Wänden des Abyssals erinnern sie an das Fanschal-Dekor eines Club- oder Vereinsheims. Dies ist insofern treffend, da das Abyssal zum physischen Hauptquartier des BAD BOY CITY SWIMMERS CLUB erklärt wurde - einem Verein in dem jede*r, Schwimmer*in wie Nichtschwimmer*in, kostenlos Mitglied werden kann. Der Name Abyssal bezeichnet die (bodenlose) Tiefe des Ozeans, dem Lebensraum von Plankton und noch vielen unentdecktem Leben. Das (weit gefasste) Thema des Schwimmclubs wiederum fungiert als Metapher für das individuelle und gesellschaftliche Leben in der Stadt: das sich Überwasserhalten, ins Schwimmen geraten und mit oder gegen den Strom schwimmen.

 

Tilman Junghans (geb. 1987) studierte Bildhauerei an der HFBK Hamburg bei Pia Stadtbäumer. Er arbeitet abseits seiner künstlerischen Praxis als Musiker und Programmierer.