TEETH GUMS MACHINES FUTURE SOCIETY, 2016
Reynaud Dewar, Lili
Lili Reynaud Dewar (*1975 in La Rochelle, lebt und arbeitet in Grenoble) hat in den vergangenen Jahren ein Werk entwickelt, das beständig um die Begriffe der kulturellen, sozialen und auch emotionalen Identität kreist, wobei sie auf verschiedene künstlerische und gesellschaftliche Freiheitsbewegungen und Subkulturen des 20. Jahrhunderts zurückgreift. Sie bricht ganz bewusst mit Konventionen und Traditionen, um diese zu untersuchen und einen Denkraum zu erschaffen, in dem die Betrachter und Betrachterinnen sich ihr eigenes Bild machen können und müssen. Die Künstlerin konzipiert für ihre Installationen und audiovisuellen Performances szenische Räume aus eigens entworfenen Bühnenelementen, Malereien und Kostümen. Mit formalen Anleihen bei Film, Theater, Design und Popmusik münden ihre Arbeiten häufig in eine allegorische, teils archaische Vielstimmigkeit.
Die exklusive Jahresgabe für den Kunstverein ist eine Fotografie, die die Künstlerin tanzend in den Räumen des Kunstvereins zeigt. Mit einiger Selbstironie sieht man Reynaud Dewar, die Tanz studiert hat, nackt und mit silberner Farbe bemalt slapstickartig die Ausstellungsräume vermessen, die sie einen Monat später mit ihrer großen Installation bespielen wird. Reynaud Dewar reagiert damit auf die universelle Norm des White Cube, greift den Exotismus seit der Moderne auf, geht auf Distanz zu ihrer eigenen kulturellen Herkunft und zeigt zugleich ihre Verwundbarkeit als Künstlerin.