Tüv Nord
Stella Rossié & Nicola Gördes
Stella Rossié und Nicola Gördes (*1986 in Lennestadt, *1989 in Bochum; leben und arbeiten in Hamburg, Dortmund uns Münster) untersuchen in ihren Arbeiten sozio- und popkulturelle Phänomene oder Handlungsräume. Dabei überführen sie das spezifische Regelwerk, die Traditionen und Charaktere solcher Zusammenkünfte häufig durch präzise humoristische Verschiebungen ins Absurde. Seit 2013 arbeiten die beiden Künstlerinnen zusammen und haben seither fünf gemeinsame Filme realisiert. Diese zeichnen Momentaufnahmen unterschiedlicher gesellschaftlicher Milieus nach ohne einer Erzählstruktur zu folgen. Dabei zeugen ihre Darstellungen von einer ausgeprägten Beobachtungsgabe, die zugleich einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Entitäten wirft. Im Kunstverein in Hamburg eröffneten die beiden das Performanceprogramm Staging Realitites mit der neuen Arbeit THUG LIFE, für die sie den unteren Ausstellungsraum in ein verlassenes Vereinsheim verwandelten, in denen skurrile Geister und Verschwörungstheorien auftraten.
Die Jahresgabe TÜV Nord ist während des diesjährigen Reisestipendiums von Neue Kunst in Hamburg e.V. entstanden, durch das die beiden Künstlerinnen u.a. Detroit besuchten. Das einstige Herz der US-amerikanischen Automobilindustrie zeichnet sich heute durch eine hohe Arbeitslosigkeit und Kriminalität, Leerstand sowie große soziale Probleme aus. Bei ihrem Aufenthalt fielen Rossié und Gördes insbesondere die vielen ramponierten und selbst geflickten Autos auf, die das Stadtbild der ehemaligen „Motor City“ prägen. Von dieser Erfahrung ausgehend entwickelten die beiden großformatige Autoaufkleber in Anlehnung an Sticker, die zum Tunen und Individualisieren von Autos gebräuchlich sind. Dabei stellen die beiden Künstlerinnen die Idee von Veredelung auf den Kopf. Statt schnittiger Flammenmuster zeigen die Motive Beulen, Kratzer oder extremen Rostbefall und könnten somit auch als eine besondere Form des Diebstahlschutzes fungieren.