Geschichte der Kunstvereine
Die ersten Kunstvereine wurden zwischen 1800 und 1840 vom aufstrebenden Bürgertum gegründet, das Kultur und Kunst nicht länger dem Adel überlassen wollte. Von Anfang an waren sie Schnittstellen zwischen der neuesten künstlerischen Produktion und einem breiten Publikum. Zugleich trieben sie die Demokratisierung der Kulturproduktion voran.
Im Vereinsrecht verankert, entschied in ihnen das Bürgertum über die Programmatik seiner Institutionen, die sich so selbstbewusst vom Ständestaat emanzipierten. Seit dem beginnenden 19. Jahrhundert bildeten sich in fast jeder größeren deutschen Stadt Kunstvereine als frühe Bürgerinitiativen für Kunst. Wenig später gründeten sich als Standesvertretung der Künstler auch Künstlervereine, die in vielen Städten parallel zu den Kunstvereinen geführt wurden. Zu den ältesten Kunstvereinen zählen der Kunstverein Nürnberg - Albrecht-Dürer-Gesellschaft in Nürnberg (1792), der Kunstverein in Hamburg (1817) und der Badische Kunstverein in Karlsruhe (1818). Blickt man in die jüngere Geschichte, zeigt sich aber dass die Vereinsstruktur trotz ihrer langen Tradition nicht an Attraktivität verloren hat und sich an vielen Orten immer wieder neue Vereine gründen, nicht selten auch aus dem Umfeld der Kunstakademien, um neuen künstlerischen Ausdrucksformen eine Plattform zu bieten. Die großen, alten Kunstvereine mit über 200-jähriger Professionalisierungsgeschichte und teils mehreren tausend Mitgliedern repräsentieren also ebenso sehr die Kunstvereinsgeschichte wie die jüngsten Neugründungen mit einer Handvoll engagierter Ehrenamtlicher.
Dabei bildet sich die deutsche Geschichte auch in der Entwicklung der Kunstvereine ab. Seit 1989 entwickelten sich in den ostdeutschen Ländern viele neue Kunstvereine, die eine herausragende Rolle beim Übergang von einer verordneten Staatskunst zu einer neuen, selbstbestimmten Kunstszene spielten. Die Bedeutung der ostdeutschen Kunstvereine für die zivilgesellschaftliche Verankerung junger, internationaler Kunst ist dabei nicht zu unterschätzen. Bis heute leisten sie auch für die lokale Künstlerschaft wertvolle und erfindungsreiche Netzwerkarbeit.
Die Kunstvereine, wie sie sich in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) organisieren, sind Non-Profit-Einrichtungen. Neben den deutschen Kunstvereinen sind auch die Vereine oder vereinsartigen Institutionen in Österreich, der Schweiz, Italien, aber auch den skandinavischen Ländern hervorzuheben. Die Kunstvereine gelten als Modelleinrichtungen bürgerschaftlicher Partizipation im Kulturbetrieb.