GEIST MIT SCHNAPS (LINKE HAND)
Tobias Spichtig
Tobias Spichtigs Jahresgabe Geist mit Schnaps besteht aus zwei gelben Handschuhen, die jeweils eine noch verschlossene Flasche Birnenschnaps zu halten scheinen. Während der linke Handschuh zusätzlich eine erkaltete Zigarette trägt, wird der rechte von einem Ring geschmückt. Mit der ebenso drastisch wie unheimlich wirkenden Arbeit schreibt Spichtig seine künstlerische Praxis fort, die sich von einem erweiterten Begriff der Malerei aus entfaltet und häufg Themen und Tropen von Mode und Modeindustrie aufgreift. Dabei vermitteln seine oft als Geister betitelten, in Kunstharz gehärteten Kleidungsskulpturen die spukhafte Präsenz der Körper, die in ihnen fehlen, und verschieben dadurch die Gesten der Mode ins Posthumanistische, während sie zugleich Assoziationen an Aberglauben und Volksmythologie wachrufen. Geist mit Schnaps spielt mit der Doppelbedeutung von Geist als Gespenst und Spirituose. Der verwendete Schnaps wurde von Spichtigs Großvater nach altem innerschweizer Rezept von sogenannten Heulämpen gebrannt. Spichtigs Arbeit wird so ganz buchstäblich zu einer hochpersönlichen Gabe des Künstlers. Indem sie zudem die ökonomische Metapher von der „unsichtbaren Hand“ vergegenständlicht, refektiert sie hintersinnig auf den potentiell ökonomischen Charakter des Geistigen in der Kunst.