Letters #2
Sobczak, Mikołaj
Mikołaj Sobczak entwirft alternative, transgressive Geschichtsbilder: Darstellungen und Porträts herausragender Protagonist*innen des LGBTQ-Aktivismus wie auch emanzipatorischer Widerstandsbewegungen und nonkonformer Milieus der 1960er und 1970er Jahre. In imaginären Malereien, Performances, Zeichnungen und Keramiken verbindet er sie mit phantasmatischen Charakteren und Kreaturen – seiner eigenen Vision einer queeren Utopie, die immer auch dem Zerrbild einer „Unterwelt“ regressiver politischer Akteure und Ereignisse gegenübersteht. Mit seinen Jahresgaben Letters – Vasen, hergestellt in der populären polnischen Werkstatt Fajans Włocławek und bemalt mit Motiven queerer Subkultur – generiert Sobczak in Zeiten der covidbedingten Sanktionen des öffentlichen Raums eine häuslich situierte Form des Aktivismus, eine Art politischer „Flaschenpost“: „Ich habe in letzter Zeit viel über Formen des politischen Aktivismus nachgedacht. Nach Formen eines ‚stillen Aktivismus‘ suchend, fand ich ein amerikanisches Zine aus den 60er Jahren: Letters from Female Impersonators. Crossdresser, deren lebensstilistische Praxis in der Öffentlichkeit als illegal galt, schickten der Zeitschrift ihre Fotos von geheimen heimischen Fotoshootings mit Geschichten aus ihrem Leben. Ich fand es sehr inspirierend in Zeiten, in denen das politische Engagement nur in unserer Küche wachsen kann.“
Anke Kempes