Bakst project, 2023 (Edition für Goslar)
Zakharov, Vadim
Mit Yuri Albert und Vadim Zakharov haben in diesem Jahr zwei Künstler den Goslarer Kaiserring erhalten. Beide leben seit Beginn der 90er Jahre in Deutschland. Sie sind jedoch kein Künstler-Duo, sondern Vertreter der zweiten Generation des Moskauer Konzeptualismus (siehe Ausstellung "Kaiserring der Stadt Goslar" bis 28.01.2024).
"In dieser Arbeit geht es darum, wie sich vor 100 Jahren entstandene Bilder, ihr Kontext und ihre Zeit, in unsere Gegenwart transformieren lassen. Als Grundlage habe ich acht Zeichnungen von Leon Bakst genommen, einem brillanten Künstler, der wunderschöne Illustrationen und Kostüme für Aufführungen von Sergei Diaghilev in den Jahren 1910-1918 geschaffen hat. Diese acht Zeichnungen habe ich übereinandergelegt und somit in ein einzelnes Bild verwandelt.
Ich dachte, es wäre eine Möglichkeit, ein „fragmentarisches Flackern“ der Zeit festzuhalten. Die ursprüngliche Virtuosität jeder Zeichnung ergibt, wenn man sie übereinanderlegt, eine neue ästhetische Anordnung in einem neuen konzeptuellen Kontext. Eine ähnliche Methode benutzte ich in den Arbeiten 100 Porträts von Diktatoren auf einer Seite oder "Der Kleine Prinz" auf einer Seite oder Dantes "Inferno" auf einer Seite, wo mehrere Bilder oder Texte übereinander gedruckt wurden.
Die acht Bakst-Zeichnungen auf einer Seite werden von zwei Überschriften aus der „Washington Post“ vom 25. Oktober 2022 eingerahmt. Schrift und Bild sind nicht miteinander verbundenen. Diese Zeitungstitel stehen auch in keinem direkten Zusammenhang mit Baksts Arbeiten. Aber gerade die Kombination aus etwas, was nicht zusammenpasst, wie auch das Zusammenfügen unterschiedlicher Kontexte, Zeiten und Bedeutungen, erzeugt hier eine Faszination. Es entsteht eine gewisse Gestalt, die aus der Gegenwart in die Tiefe der Geschichte weist.
Das Copyright-Zeichen, das wie ein Nimbus um den weiblichen Kopf erscheint, betont die Einzigartigkeit der Schönheit jeder Frau." Vadim Zakharov, 2023