Jahresgabe

Chick

Hagar Tenenbaum

Diese Serie von Küken-Zeichnungen von Hagar Tenenbaum wurde erstmals im Rahmen ihrer Einzelausstellung Is it dirty (2024) im Chatham Soccer in Chatham, New York, gezeigt. Sie sind mit Kohlepulver auf gelbem Papier gefertigt und mit Glanzlack überzogen, um sie zu schützen. Das Interesse an den unfertigen Formen von Küken entstand, nachdem sie wiederholt junge Tauben in Brüssel gerettet hatte, die aus dem Nest gefallen waren – eine Situation, die von einer Ambivalenz zwischen Abscheu und Abhängigkeit geprägt war. Die Werke zeigen Nahaufnahmen von Jungvögeln, die aus ihren Eierschalen ausbrechen. Ihre Augen sind kaum geöffnet, einige ruhen in Händen. 

 

Im begleitenden Essay Premature schreibt die Psychoanalytikerin Cassandra Seltman: „Development as novelty is thrown into question, growth only looks like progress at first glance.“ Sie vergleicht die unterschiedlichen Bedingungen der biologischen Entwicklung von Küken und Kindern und beschreibt, wie Prozesse der Trennung und Externalisierung die Trennung zwischen Leben und Tod festigen und „guarding against the catastrophic links of baby with waste product and faeces with cherished treasure.” Wie in vielen Werken von Tenenbaum ist das Cartoonhafte stark präsent, was hier durch eine stilistische Beharrlichkeit auf Realismus geschieht  – als ob eine Darstellung umso weniger real erscheint, je mehr sie nach Realität strebt.