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Moldrickx, Christine
Die beiden grünen Objekte könnten Fragmente sein. Teile eines organischen Gebildes, vielleicht eine Art Beckenknochen oder das Geweih eines unbekannten Tieres, Scherben eines archäologischen Fundstücks, die Überreste eines tausenden von Jahren zurückliegenden Alltags. Wenn man aber genau hinschaut, gibt es keine offenen Bruchstellen und die Keramiken sind gleichmäßig von der grünen Glasur überzogen. Die scheinbaren Fragmente sind in sich „ganz“. Wie die beiden Hälften eines silbernen Freund*innenschaftsherzens, die erst, wenn die vorgestanzte Zickzacklinie gebrochen ist, Form und Bedeutung erlangen. Erscheint im Grün der Glasur nicht das Rot als Gegenbild? In diesem Sinne ist der Erwerb der beiden Skulpturen an eine Handlungsanweisung gebunden: Der*die Käufer*in behält eine Skulptur und muss die zweite jemand anderem schenken. In welcher Beziehung Schenkende*r und Beschenkte*r zueinander stehen, ist offen. So wie die Idee der Jahresgabe auf dem Teilen des Erlöses zwischen Künstler*in und Institution basiert, so soll auch die Jahresgabe selbst geteilt werden. Mit welchen Emotionen auch immer sie dabei aufgeladen wird, ob sie zum Symbol der Freund*innenschaft oder der des Verlustes wird, ist ihr nicht eingeschrieben.
Christine Moldrickx (geb. 1984 in Münster) studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Frankfurt und war von 2015 bis 2016 Stipendiatin der Rijksakademie van beeldene kunsten in Amsterdam. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf und Amsterdam. Ausstellungen (Auswahl): 2020 GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst; Edition Block, Berlin; 2019 Galerie Januar, Bochum; 2018 Martin van Zomeren, Amsterdam; 2017 Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl; 2016 Kunsthalle Düsseldorf; Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden.