Jahresgabe

Lockdown Silhouette (Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday)

Pötsch, Rahel

In der Ausstellung Traum von Tuilerien in den Vitrinen des Kunstvereins untersuchte Rahel Pötsch gemeinsam mit Nicl Barbro die Idee des Gartens als paradiesischer Sehnsuchtsort im Kontrast zum sozialen Raum des Bahnhofs. Ihre dialogischen Arbeiten setzten sich unmittelbar mit den neu angelegten Bahnhofsgärten auf den Bahnsteigen auseinander. Für Künstler:innen des 20. Jahrhunderts war der Garten ein kontrollierbares Sujet zwischen Stillleben und Pleinairmalerei und diente als Erweiterung des Ateliers. Dies griffen Barbro und Pötsch ironisch auf und untersuchten mit der Kamera die Bahnhofsgärten als Aktionsraum für ihre Kunst. Großformatige Scherenschnitte, die natürliche Formen nachahmen, traten als malerischer Bezug zum Garten in Aktion und belebten diesen künstlerisch.

Auch in ihrer Jahresgabe verbindet Pötsch Scherenschnitte mit Malereien. Die Formentwicklung der abstrakten Arbeiten bewegt sich zwischen Malerei und Zeichnung. Es handelt sich bei den Arbeiten um Unikate und dennoch deutet die Titelgebung nach Wochentagen eine Reihe an. Die Arbeiten sind während des Lockdowns entstanden, einer Zeit in denen sich das Alltags- und Arbeitsleben auf die Innenräume konzentrierte. Pötschs Malereien entstanden auf einem Balkon mit Sicht in einen beengten Hinterhof, der nur einen schmalen Durchblick zwischen zwei Häusern gewährte. Der räumlichen Staffelung begegnet Pötsch durch das Montieren der Papierformen und den daraus entstehenden Überlagerungen des Innen und Außens. Ausgehend von ihrer filmischen Praxis funktionieren Pötschs farbenfrohe Malereien auch als eine Art Bühnensetting für skulpturale Formen.

Rahel Pötsch (lebt in Berlin) arbeitet an der Schnittstelle zwischen Malerei, Skulptur, Video und Installation. Ausgangspunkt ihrer Videoarbeiten sind oftmals installativ-performative Settings. Unter der Verwendung von Stop-Motion-Technik werden Papierarbeiten und Skulpturen durch Performer:innen aktiviert und entwickeln ein Eigenleben. Pötsch studierte Malerei an der HGB Leipzig und der Kunsthochschule für Medien, Köln. Zudem war sie Gaststudentin an der Städelschule, Frankfurt. Pötsch stellte u.a. 2018 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und im Skulpturenmuseum Marl aus und nahm ab 2017 an Ausstellungsprojekten der Galerie Sans titre (2016) teil. Sie erhielt 2015 den Preis der Freunde der Kölner Medienhochschule. Sie erhielt 2015 einen Preis des Vereins der Freunde der Kunsthochschule für Medien.