Jahresgabe

Picasso Paws

Timischl, Philipp

In Picasso Paws, seiner Jahresgabe für den Kunstverein in Hamburg, inszeniert Philipp Timischl einen Waschbären aus Kassel, der sich auf eine Weltreise begibt, um sich selbst zu finden. Kann er mit Kunst, trotz seiner Herkunft aus Kassel, ursprünglich wenig anfangen, macht er kurz vor Ende seiner langen Reise einen letzten Stopp im Kunstverein in Hamburg, wo er sie dann doch für sich entdeckt. Ausgestattet mit Pinseln und Malwerkzeugen steht er auf einem Mauervorsprung am Kanal. Verstreut auf dem Boden liegen Werkzeuge wie Pinsel, Bleistifte und Skizzen – Spuren einer vergangenen, analogen Zeit. Gleichzeitig ist die Arbeit ein Produkt digitaler Bildgenerierung und verbindet analoge und digitale Kunstproduktion. Philipp Timischl hat einen Hintergrund in der Malerei, experimentiert jedoch in dieser Arbeit erstmals direkt mit künstlicher Intelligenz (KI). Die Bildebene wurde mit Hilfe von Midjourney – einem Text-to-Image- Tool – generiert, während das Gedicht hauptsächlich mit ChatGPT durch Prompting entstand. In diesem Prozess wird Sprache zu Bild, anschließend bearbeitet Timischl beide Ebenen weiter. Dabei wird das Bild zum Passepartout, während die erzählte Backstory – die Reise und die Entwicklung des Waschbären – ins Zentrum rückt. Diese Umkehrung der üblichen Hierarchie zwischen Bild und Idee hinterfragt das Verhältnis von Kunstwerk und Kontext, indem die mittels KI erzeugten Bilder, die Malerei ähneln, sowohl das Medium als auch den Ort von autonomer Autor:innenschaft in Frage stellen. Timischls Arbeit erkundet das moderne Künstler:innensubjekt im Kontext der Digitalisierung, fragt nach dem Status von Malerei vor dem Hintergrund digitaler Bildgenerierung und beleuchtet Mensch-Technik-Verhältnisse.