Rollo
Vogel, Raphaela
Effie Briests Hund Rollo, ein Neufundländer und treuster Gefährte der Protagonistin auch nach Jahren der Trennung, steht im gleichnamigen Roman Theodor Fontanes für die liebevolle Ordnung jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Im Œuvre von Raphaela Vogel, für das die Form der Videoskulptur prägend ist, bewegt sich die Künstlerin unter dem penetranten Blick von Drohnen oder im Zentrum von Ultraweitwinkel-Objektiven auf metaphorisch und tatsächlich schwerbegehbarem Terrain. Ihre Arbeiten vermitteln das komplexe Verhältnis zwischen Selbst und Umwelt, externem Druck und seiner Verflechtung mit Selbstdarstellung. Innerhalb dieser Praxis figuriert seit dem Sommer 2018 auch ein frecher weißer Königspudel namens Rollo, aus dessen Haar die Künstlerin eine kleine Plastik gefertigt hat. So verkörpert und verweist das Unikat auf den wirklichen Rollo, der sich seinerseits an Briests Seelenbegleiter anlehnt. Rollo erlaubt es, die Abwesenheit des anderen lediglich als vorübergehendes Ungleichgewicht zu begreifen, dem die Erhabenheit dessen, was nicht gezählt werden kann, gegenübersteht. Als schutzbringende, den Maßstäben menschlichen Treibens entgehende Kreatur, vermögen es Rollos Wärme und Verbundenheit, weltliche Arrangements zu überdauern.
Raphaela Vogel, 1988 in Nürnberg geboren, lebt und arbeitet in Berlin.