Jahresgabe

THEOPHANES RECOUNT #2

Josef Strau

Nach Jahren der parakünstlerischen Aktivität als Organisator von Ausstellungen, Galerist, Assistent und Schreiber im Köln der 1980er und -90er Jahre und später in Berlin, ist Josef Strau heute bekannt für seine installativen Verbindungen von Text und Objekt. Im Fokus seiner Praxis steht dabei das Nachdenken über (die eigene) künstlerische Subjektivierung und Produktion. Seine Jahresgabe setzt in verkleinertem Maßstab eine aktuelle Werkserie fort, für die der Künstler seine charakteristischen Textplakate mit in Zinn eingefassten Leinwänden kombiniert. In Anlehnung an Heiligenbilder als Ikonen betitelt, greift die Arbeit durch das metallene, mit einem Lötkolben verzierte Gewand der Malerei über Motive von Verhüllung und Entblößung hinaus Straus frühere ikonoklastische Haltung wieder auf. Das als konkret-poetisches Lamento gestaltete Poster rahmt das auf ihm montierte Objekt nicht nur buchstäblich, sondern bettet es sprachlich ein in die Narration seiner Entstehung sowie autobiografische Reflektionen über das „Zum-Künstler-Werden“ des Autors, versetzt mit psychoanalytischen und religiösen Deutungen. Umgekehrt verankert die Malerei Straus Texte in der Ökonomie der Kunst und fördert so den Lebensunterhalt – in diesem Fall auch den des Kunstvereins. (Moritz Nebenführ)