Kunstverein Ruhr
Der Kunstverein Ruhr ist neben dem Kunstring Folkwang der zweite Kunstverein der Stadt Essen, der sich der bildenden Kunst der Gegenwart widmet. Mit seinen etwa 250 Mitgliedern ist er zwar der kleinere von beiden, doch können seine Mitglieder auf eine beinahe 60jährige bewegte Geschichte zurückblicken. Es war der Folkwangprofessor Max Burchartz, der zusammen mit dem Essener Maler Heinz Schildknecht, 1950 diese erste Initiative von Kunstinteressierten in Essen nach dem 2. Weltkrieg unter dem programmatischen Namen "Tatkreis Kunst der Ruhr e.V." begründete. Es ging darum, mit engagierten Ausstellungen, Reisen, Vorträgen, Autorenlesungen und der Herausgabe von Editionen den Anschluss an die Gegenwart der Nachkriegszeit zu finden und die bildenden Künste tatkräftig zu fördern. Schon damals wurde Kunst nicht als isoliertes Phänomen, sondern immer in kulturgeschichtlichen Zusammenhängen begriffen. Dieses Grundverständnis hat die die gesamten Aktivitäten des Vereins von Anfang an geprägt, was u.a. in seiner interdisziplinären Programmgestaltung bis heute ablesbar ist.
Anfang der 1960er Jahre erhielt der damalige "Tatkreis" zusammen mit zwei Künstlerverbänden, dem WBK und dem RBK, seinen Ort im Untergeschoß der Alten Synagoge, dem "Forum bildender Künstler". Hier befanden sich die Geschäftsstelle und hier fanden auch die Veranstaltungen (Diskussionen; Vorträge, Ausstellungen) statt. Ab 1989 entwickelte der inzwischen als Kunstverein Ruhr firmierende Verband in einem eigenen Ausstellungsraum ein kontinuierliches Ausstellungsprogramm mit z.T. renommierten und weit über Essen hinaus beachteten Künstlerinnen und Künstlern in Einzel – oder besser gesagt „Einraumausstellungen“ (Siehe Ausstellungen)
Der seitdem bespielte kleine Raum im Untergeschoss der Alten Synagoge wurde von den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern immer als Herausforderung empfunden. Es ging nicht nur um die formalen Gegebenheiten, sondern in Verbindung mit diesen vor allem um den Genius Loci. Der Verein musste diesen angestammten Sitz ab 2003 an den benachbarten Kopstadtplatz verlegen, wo sich inzwischen auch der WBK, der RKB und mit ihnen der BDA im Forum Kunst & Architektur angesiedelt hatten. Und in einem ehemaligen Ladenlokal, einem durch seine große Glasfront vom öffentlichen Platz aus Tag und Nacht einsehbaren Raum geht die auf einen Raum konzentrierte Ausstellungsarbeit weiter - doch unter etwas anderen Voraussetzungen als bisher. Der amerikanische Künstler Lawrence Weiner war bereit, den ersten Part in der neuen Ausstellungsreihe am Kopstadtplatz zu spielen. (Siehe Ausstellungen)
Zu den Ausstellungen erscheint in der Regel ein Katalog, der die präsentierten Werke in größere Zusammenhänge stellt und sie den Mitgliedern, aber auch allen anderen Interessierten noch nach dem Ausstellungsereignis nahe bringt. Daneben gibt der Verein, meist am Jahresende, Editionen der ausstellenden, aber auch anderer namhafter Künstlerinnen und Künstler zu annehmbaren Preisen heraus. (Siehe Jahresgaben)
Zu den "klassischen“ Arbeitsfeldern eines Kunstvereins gehören natürlich nach wie vor Vorträge, Atelierbesuche, Künstlergespräche, Exkursionen z.B. auch nach New York, London, Madrid, zur Biennale nach Venedig, oder wie geschehen auch nach Los Angeles und San Francisco. Der Besuch der "Art Cologne", aktuelle Ausstellungen im Rhein-Ruhr-Kreis (und darüber hinaus) runden die Beschäftigung mit Fragestellungen der Gegenwartskunst im Kunstverein Ruhr ab.
Vorträge zu Fragen der Gegenwartskunst, aber auch fachübergreifend zu philosophischen, literarischen und musikwissenschaftlichen und ethnologischen Themen, Autorenlesungen aus neu publizierten Büchern und andere gemeinsame Aktivitäten wie das "Jahresessen" und Besuche der neuesten Theater-, Tanztheater- und Konzertaufführungen sind charakteristisch für das vor 60 Jahren begründete die Disziplinen übergreifende Selbstverständnis des Kunstverein Ruhr.