Ohne Titel
Barbro, Nicl
In der Ausstellung Traum von Tuilerien in den Vitrinen des Kunstvereins untersuchte Nicl Barbro gemeinsam mit Rahel Pötsch die Idee des Gartens als paradiesischer Sehnsuchtsort im Kontrast zum sozialen Raum des Bahnhofs. Ihre dialogischen Arbeiten setzten sich unmittelbar mit den neu angelegten Bahnhofsgärten auf den Bahnsteigen auseinander. In den Vitrinen zeigte Barbro Holzobjekte, von denen manche an kleine Gartentore erinnerten, welche die transitorische Zone vom wild urbanen zum kultivierten Lebensraum markierten.
Auch in ihrer Jahresgabe greift Barbro Momente des Übergangs und ganz konkret die Tür als soziales und psychologisches Bild auf. Die Zeichnungen nehmen Bezug auf bereits angefertigte Objekte, wie beispielsweise Fußmatten mit abgetretener Schrift und Garderobenhaken mit monströser Zunge. Die Tür stellt eine Grenzziehung dar, die sich auch psychologisch ausmachen lässt. Sie vermittelt zwischen Räumen, trennt privat von öffentlich und drinnen von draußen. Gleichzeitig ist sie ein Ort der sozialen Begegnung, oftmals in Form von Ritualen der Begrüßung oder des Abschieds. Türen haben viele Funktionen. Sie sollen Zugang gewähren, schützen oder den unbefugten Eintritt verhindern; sie trennen und verbinden gleichermaßen. Von Personal oder symbolischen Pförtnern bewacht ist die Tür ein repräsentatives Objekt, ein Machtinstrument um das sich Mythen und Aberglaube ranken. Hinter und unter einer verschlossenen Tür lauert das Unheimliche und Verheißungsvolle. Die Arbeiten Barbros greifen das Ungeahnte auf. Zum Teil hinter Chinapapier verborgen sind die umrisshaften filigranen Zeichnungen nur schemenhaft erkennbar. Die weiteren zwei Zeichnungen thematisieren den Transitmoment an der Türschwelle konkret, indem sie Durchlässigkeit aufzeigen, sei es durch den Blick durch den Spion oder durch Türklopfer und Klingeln.
Die Arbeiten von Nicl Barbro (lebt in Hamburg) umfassen Skulptur und andere unterschiedliche Medien und bewegen sich in Schwellenbereichen zwischen Häuslichkeit, Innerlichkeit und Doppelbödigkeit. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Gaststudentin an der HfbK Hamburg. Ihre Arbeiten waren in Hamburg im Fleetstreet Theater (2020) und im Kunsthaus (2018), sowie dem hinterconti, Hamburg (2021) und dem Künstlerhaus Sootbörn (2021) zu hören und zu sehen.