Kunstverein Bochum
Der Kunstverein Bochum ist eine der typischen Nachkriegsgründungen des Ruhrgebiets - jünger beispielsweise als die beiden Kunstvereine in Essen, welche über eine erheblich längere Tradition verfügen, und wesentlich älter als der Dortmunder Kunstverein. Er nimmt damit nicht nur geographisch, sondern auch, was seine Entstehung angeht, eine Art Mittelstellung zwischen den Kunstvereinen seiner Nachbarschaft ein: Erst als nach dem Zweiten Weltkrieg das kulturelle Bedürfnis der Bochumer Bürger neben Schauspiel und Musik auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst deutlicher wurde, gründete sich am 1. 10. 1957 zunächst der Verein Freunde der bildenden Kunst in Bochum e.V., aus dem dann im Februar 1962 – im Zusammenhang mit der 1960 eröffneten Städtischen Galerie (dem späteren Museum Bochum) – der Kunstverein Bochum hervorging.
Zunächst als Verein des Städtischen Museums gedacht, mit dem er bis heute in enger personeller und organisatorischer Verbindung steht und dessen Aktivitäten er nach wie vor fördert, entwickelte der Kunstverein Bochum bald ein von den Aufgaben des Museums unabhängiges, eigenes Profil. Entsprechend dem Hauptziel des Vereins, die Auseinandersetzung mit der aktuellen Gegenwartskunst anzuregen und nachhaltig zu fördern, stehen im Mittelpunkt seiner Tätigkeit die jährlich etwa sechs Ausstellungen, die sowohl vielversprechende, aber noch weitgehend unbekannte junge Talente wie auch neueste Werkkomplexe bereits arrivierter Künstlerinnen und Künstler zeigen.
Obwohl sich der Kunstverein Bochum den Traditionen des Reviers verpflichtet weiß, richtet sich sein Ausstellungsprogramm allererst nach Gesichtspunkten der Qualität und geschieht ohne regionale Rücksichtnahmen. Die über 300 Einzelausstellungen seiner Geschichte berücksichtigen Künstlerinnen und Künstler deutschlandweit zwischen Köln und Leipzig bzw. Hamburg und München oder aus dem angrenzenden Ausland und versuchen die spannungsvolle Vielfalt des gegenwärtigen Kunstgeschehens zu spiegeln. Das Spektrum reicht von Malerei und Zeichnung über Bildhauerei und Fotografie bis hin zu raumbezogenen Installationen sowie Klang- und Videokunst.
Einführende Reden zu den Eröffnungen, aber auch Künstlergespräche und Vortragsreihen zu Themen der zeitgenössischen Kunst wollen für die oftmals ungewohnten und noch völlig unabgesicherten Erscheinungsformen der Kunst Interesse wecken und sie besser verständlich machen.
Während die Ausstellungen beabsichtigen, die Besucher über die Entwicklungen der unmittelbar zeitnahen Gegenwartskunst zu informieren, finden daneben mehrmals im Jahr Kunstreisen statt, bei denen ein umfassenderer kunst- und kulturhistorischer Blick auf die besuchten Städte und Regionen geworfen wird. Tagesfahrten zur documenta oder zu wichtigen Ausstellungen gehören genauso zum Veranstaltungsprogramm wie mehrtägige Erlebnisreisen zu den Kulturlandschaften Deutschlands und in ganz Europa. Darüber hinaus war und ist der Kunstverein bestrebt, das kulturelle Geschehen seiner Stadt mit zu gestalten. 1977 wurde die Errichtung des „Terminals“ von Richard Serra von einer breiten öffentlichen Diskussion begleitet. Dies war Anlass, sich mit Fragen der Kunst im öffentlichen Raum zu befassen und mündete schließlich in die Schenkung eines Werkes von Norbert Radermacher an die Stadt Bochum. Aber auch der im Ruhrgebiet oftmals vernachlässigten alten Kunst widmet der Kunstverein von Fall zu Fall seine Aufmerksamkeit. So wurde die mittelalterliche „Silvesterkapelle“ im Park Weitmar mit Hilfe des Vereins vor dem Verfall gerettet – ein bleibendes Erinnerungszeichen dafür, dass im Kunstverein Bochum der avantgardistische Blick nach vorn den traditionsbewussten Blick zurück keineswegs ausschließt.