Kunstverein Tiergarten Stellungnahme zur öffentlichen Ausschreibung der Räume und Förderung durch den Bezirk Mitte

Wir veröffentlichen die Stellungnahme des Kunstvereins Tiergarten:
Der Kunstverein Tiergarten bittet um Ihre Unterstützung! Denn unser 20 Jahre lang erfolgreicher Ausstellungsbetrieb in der Galerie Nord ist akut bedroht und auch die Zukunft des Kunstfestivals Ortstermin in Moabit steht auf dem Spiel!
Will der Bezirk Mitte auf die herausragende Arbeit des Kunstvereins Tiergarten verzichten? Das müssen wir uns leider fragen. Denn der Bezirk hat die Förderung des vom Kunstverein Tiergarten initiierten Kunstfestivals Ortstermin und die Räume der seit 20 Jahren von uns betriebenen Galerie Nord öffentlich ausgeschrieben! Damit bringt unser langjähriger Kooperationspartner den Kunstverein Tiergarten in existenzielle Gefahr!
20 Jahre herausragende Arbeit, ehrenamtliches Engagement und kultureller Leuchtturm für das Zusammenleben in Moabit stehen vor dem Aus! Die Fortführung unseres hochwertigen, vielfältigen, lokal verankerten und internationalen Programms und das dahinterstehende Engagement im Kiez wird ausgerechnet von der Kulturverwaltung aufs Spiel gesetzt!
Es gibt kein Recht auf Förderung, das ist in diesen Zeiten immer deutlicher zu sehen. Dennoch fragen wir uns und Sie, ob sich mit politischem Willen nicht auch nachhaltigere Wege finden lassen, unsere wichtige Arbeit zu schützen. Die kulturpolitische Vision des Fachbereichs Kunst, Kultur und Geschichte, der diese nachhaltigen Strukturen zerstört, anstatt den Erfolg dieser einmaligen Kooperation zu feiern und als Modell weiterzutragen, ist uns ein Rätsel. Nachhaltigkeit, Entbürokratisierung der Kultur und Kommunikation sehen anders aus! Kooperation, Transparenz und Wertschätzung beruhen auf Gegenseitigkeit!
Bitte helfen Sie uns, unser nachhaltiges ehrenamtliches Engagement für Kunst, Kultur und Vernetzung in Moabit, in Berlin und weit darüber hinaus erfolgreich weiterführen zu können!
Wir bedanken uns herzlich im Namen unserer Mitglieder,
der Vorstand des Kunstvereins Tiergarten,
Julia Heunemann, Ulrike Riebel, Veronika Witte, Diana Bach und Dietrich Walther
Hintergründe zu unserer Situation
Kunstverein Tiergarten: Seit 2 Jahrzehnten leistet der Kunstverein Tiergarten mit dem Betrieb der Galerie Nord in der Turmstraße 75 und dem Kunstfestival Ortstermin eine herausragende Arbeit und einen wichtigen Beitrag zum Zusammenleben im Kiez und zur Attraktivität von Moabit. Unsere mehrfach für den Preis der ADKV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine) nominierte Arbeit, unsere Sichtbarkeit und Vernetzung sowie unsere positive Resonanz bei Künstlerinnen, in der Kulturszene und in den Medien sprechen für sich.
Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten: Nach langjähriger Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte und trotz mehrfach von uns initiierten Gesprächen mit dem Fachbereich Kunst, Kultur und Geschichte und der Bezirksbürgermeisterin und Kulturstadträtin Frau Remlinger, läuft unser Kooperationsvertrag mit dem Bezirksamt am 31.12.2025 ohne Aussicht auf Verlängerung aus.
Öffentliche Ausschreibung und Nachhaltigkeit: Stattdessen wurde zunächst die Förderung des vom Kunstverein Tiergarten initiierten Kunstfestivals in Moabit sowie ein Teil der seit 20 Jahren vom Kunstverein Tiergarten in Kooperation mit dem Bezirksamt Mitte betriebenen Galerieräume in der Turmstraße 75 öffentlich ausgeschrieben:
https://www.berlin.de/kunst-und-kultur-mitte/foerderung/ausschreibung-des-ausstellungsbetriebs-der-galerie-nord-in-berlin-mitte-1564715.php
Damit endet die 20-jährige Kooperation zwischen Bezirksamt und Kunstverein.
Die Ausschreibung steht jeglicher Nachhaltigkeit des Galeriebetriebs entgegen:
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Die ausgeschriebene 10-monatige Nutzungsdauer (1.3. – 31.12.2026) verunmöglicht trotz eventueller Option auf Verlängerung jegliche langfristige Planung (der Begriff “Nachhaltigkeit” taucht dennoch mehrfach in der Ausschreibung auf).
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Die Räume sollen geteilt werden. Ein Teil der Räume ist als bezirklicher Projektraum vorgesehen. Der zweite, ausgeschriebene Teil der Räume wird nicht länger als Kommunale Galerie zählen! Neben erheblichen finanziellen Einbußen würde das in unserem Fall auch den Ausschluss aus einem zentralen Netzwerk bedeuten.
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Programm, Strukturen und Finanzierung müssten von Grund auf neu gedacht und entwickelt werden – um dann 10 Monate später umsonst gewesen zu sein.
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Mit dem vom Bezirk Mitte beabsichtigten Ausschluss aus dem Arbeitskreis der Kommunalen Galerien Berlins gehen alle damit verbundenen Förderungen verloren, die den ausstellenden Künstler*innen zugutekommen.
Was die Ausschreibung an inhaltlichem Programm vorsieht, liest sich hingegen wie eine Zusammenfassung dessen, was der Kunstverein Tiergarten seit 20 Jahren in der Turmstraße 75 unter oft prekären personellen Bedingungen leistet.
Bewerbung des Kunstvereins Tiergarten: Auf dieses verwaltungstechnisch „neue Produkt“ darf sich auch der Kunstverein Tiergarten bewerben. Eine externe Fachjury wird dann über das seit 20 Jahren aktive ehrenamtliche Engagement des Kunstvereins in der Turmstraße 75 entscheiden.
Selbstredend bereiten wir aktuell mit hohem ehrenamtlichem Zeitaufwand eine herausragende Bewerbung vor. Noch besser wäre es, wir könnten unsere Zeit und Energie in unser ambitioniertes Galerieprogramm stecken. Zumal unser Vertrauen in die bezirklichen Vergabepraktiken spätestens seit unserer Bewerbung auf das Kunstfestival stark geschrumpft ist.
Ende des Kunstfestivals Ortstermin: Die Förderung des Festivals Ortstermin wurde zu Gunsten einer neuen Ausschreibung für ein Festival für Moabit und Wedding (MoWE) gestrichen. Die Förderung des besagten Kunstfestivals für die Jahre 2025-2027 wurde vom Bezirk ausgeschrieben.
Die Bewerbung des Kunstvereins Tiergarten auf die Förderung wurde von der eingesetzten Fachjury zur Umsetzung ausgewählt und empfohlen. Die verwaltungstechnische Zusage wurde dem KV jedoch verwehrt. Die mangelnde Hilfs- und Kommunikationsbereitschaft des Bezirks und der Vergabestelle hat dazu geführt, dass der KV ein formales Kriterium nicht entsprechend lösen konnte. Damit scheiterte unsere Bewerbung an den für Kunst- und Kulturprojekte unverhältnismäßig starren Richtlinien: Das Vergabeverfahren wurde für “Bau- und Lieferleistungen von öffentlichen und privaten Auftraggebern” entwickelt – nicht für Kultur- und Kunstprojekte. Siehe dazu unsere Stellungnahme im Anhang.
Der Zuschlag wurde von der Vergabestelle, trotz klar anders lautender Juryempfehlung an den Zweitbietenden übergeben.
Damit ist das Kunstfestival Ortstermin Geschichte und der von uns vor 20 Jahren eingeleitete Prozess der partizipativen und barrierearmen kulturellen Vernetzung in Moabit und Hansaviertel steht vor dem Aus!