Jahresgabe

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Noémi Barbaglia

Noémi Barbaglias skulpturale und installative Praxis beschäftigt sich mit der Ambiguität von haltgebenden Strukturen und der Durchlässigkeit ihrer materiellen Konstitution. Kunstharz und Glasfaser verbinden sich zu dialektisch anmutenden Objekten. Immer wieder tauchen Magnete als skulpturale Elemente auf – sie sind Verbindungsstücke, Verschlüsse oder Figuren. 

Für ihre Jahresgabe hat Noémi Barbaglia Miniaturen aus Magneten gefertigt, die Bauernfiguren eines Schachspiels imitieren – sie befinden sich in Bewegung, minimal verschoben, manchmal leicht gekippt, wie nach einem Spielzug. Die Figuren erinnern durch ihre Größe, Materialität und Präsentationsform an kleine Schmuckstücke oder archaische Werkzeuge mit Symbolcharakter. In der Zusammensetzung der Magnete entsteht eine Art System, das auf Regeln verweist, aber auch deren Brüche offenlegt. 

Das Schachspiel, das Strategie und Kontrolle vereint, dient nicht nur als visuelle Referenz, sondern auch als struktureller Hintergrund. Die Arbeit spielt  mit der Vorstellung eines geschlossenen, rationalen Systems, kippt dabei jedoch aus dieser Ordnung heraus: Das Spiel wird instabil, körperlich, durchlässig – und verweigert sich der Idee einer klaren Linie. 

Im Sommer 2024 zeigte der Kunstverein Harburger Bahnhof die erste institutionelle Einzelausstellung von Noémi Barbaglia.