bye by b
Paul Czerlitzki
Ausgesprochen versickern die Laute in einem hohlen Klang, auf dem Papier lösen sich die Folgebuchstaben einer nach dem anderen ab. Wie eine Verkettung, eine fragmentarische Erinnerung, kaum da, schon wieder entfallen. Ein Hohlraum, der sich in der kontinuierlichen Auflösung schwer fassen lässt.
Nebeneinander bilden die vier Unikate, die Paul Czerlitzki als Jahresgaben für den Düsseldorfer Kunstverein schuf, einen eigenen Horizont. Er trennt Sichtbares und Entferntes. Er zerlegt die Welt in ein, sich mit jedem Schritt in Bewegung befindendes vermeintliches Ende und ein unbekanntes Dahinter. In ein Oben und Unten.
In einer früheren Serie von bye bys trug er Farbe durch kleine Löcher und Risse im Plastik auf vorfabrizierte Leinwände auf. Berührte sie die Leinwand, verteilte sich das Schwarz auf unterschiedlichste Weisen: Wie Tuschezeichnungen fremdländischer, dünnästiger Bäume. Andere wie algorithmische Grundstrukturen, die sich nur auf gewissen Teilflächen als schemenhafte Matrix durchdrücken. Wie ungewollte Rückstände, Farbe, die sich in die Folie schlich, sich hinlegt. Oder wie durch Säbelzüge aufgetragen, haarscharf und mit chirurgischer Präzision. Im vorsichtigen Hinzufügen entstehen bye bys in der Tradition einer beinahe abwesenden künstlerischen Geste und im Überschreiten malerischer Prozesse. Wie neuformierende Vogelschwärme sind die Bildebenen der bye bys in Gegensätzen aufgebaut, sowohl spontan als orchestriert, organisch und doch synthetisch.
Die Verpackung der kleinformatigen Leinwände für die diesjährigen Jahresgaben hat er aufgeschnitten. Oder eher: mit einem Cutter aus dem Handgelenk die verpackende Membran mittig zersliced. Die Linie ist weich und auch etwas zittrig. Fragil und in ihrer Ausführung hart. Sie bildet die Abschrankung zwischen zwei Farbaufträgen, deren Überschnitt die horizontale Linie erkennbar macht, durch Verdoppelung des silbernen Volumens. Silber, im Vergleich mit allen anderen Metallen, hat im reinen und nicht korrodierten Zustand den höchsten Grad an Lichtreflexionsfähigkeit. Es verführt und fesselt den Blick, aber wirft zurück und bildet darin die Gegensätzlichkeit des Abgebildeten. Das Eigentliche ist ausgelassen. Es lässt sich in der Linie wieder erkennen, die wiederum nur als Beiwerk einer Tat zurückbleibt. Sie ist dort, wo Leere und Substanz überlappen. Wie die Bewegung im Titel, die dieser Geste eine Tonalität und einen Klang verleiht.
Julia Künzi