Sediment
Jessica Vaughn
Jessica Vaughns Praxis nimmt ihren Platz ein zwischen Köpern und den Infrastrukturen, die sie regulieren sollen. Im Laufe ihrer Karriere hat sie sich unter anderem mit der räumlichen Dynamik von Firmenbüros, öffentlichem Nahverkehr und des US-amerikanischen Gesundheitssystems auseinandergesetzt und dabei architektonische Strategien untersucht, die auf Produktivitätssteigerung durch Interaktion mit verschiedensten Öffentlichkeiten ausgelegt sind.
Die Edition Sediment besteht aus drei Collagen, die das Verhältnis des Körpers zu medizinischen Infrastrukturen untersuchen. Dazu hat Jessica Vaughn eigene fotografische Außenaufnahmen von Kliniken auf Beipackzettel verschreibungspflichtiger Medikamente aufgebracht. Privates und Öffentliches, Innen und Außen kommen auf diese Weise zusammen, ohne auf den Körper selbst eingehen zu müssen. Individuen werden stattdessen universalisiert, geleitet und eingehegt.
Die aus dünnem, fast durchscheinendem Papier mit sichtbaren Faltlinien gefertigten Beipackzettel kontrastieren scharf mit dem schweren Fotopapier. Gemeinsam mit der Unsichtbarkeit des Körpers in Vaughns Arbeit verweist die unterschiedliche Materialität des Papiers auf die Inkompatibilität kapitalistischer Infrastrukturen mit dem organischen, formbaren, emotionalen menschlichen Selbst. Genauso wie auf den Beipackzetteln, auf denen der Körper nicht abgebildet, sondern in Sprache gefasst ist, spürt die Künstlerin den Räumen nach, die Körper einnehmen. Dabei besteht sie allerdings darauf, dass ihre Rolle nicht ist, Fehlendes nachzuliefern, sondern darauf hinzuweisen, wie eine Fixierung auf Produktivität und Richtlinien Individuen auf homogene, leistungsorientierte Arbeitskräfte reduziert.
– Magdalyn Asimakis